Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, gehört zu den wichtigsten Kennzahlen bei der Bewertung von Aktien. Diese fundamentale Kennziffer hilft Anlegern dabei, einzuschätzen, ob eine Aktie im Verhältnis zu ihrem Gewinn günstig oder teuer bewertet ist. Im Grunde zeigt das KGV an, wie viele Jahre ein Unternehmen seinen aktuellen Gewinn erwirtschaften müsste, um den derzeitigen Börsenwert zu rechtfertigen.
Die Berechnung des KGV ist vergleichsweise einfach: Man dividiert den aktuellen Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie. Wenn beispielsweise eine Aktie 100 Euro kostet und das Unternehmen einen Gewinn von 5 Euro pro Aktie erwirtschaftet, beträgt das KGV 20. Dies bedeutet, dass Anleger das 20-fache des jährlichen Gewinns für die Aktie bezahlen.
Bei der KGV-Berechnung unterscheidet man verschiedene Varianten:
Das trailing KGV basiert auf den tatsächlich erwirtschafteten Gewinnen der letzten zwölf Monate. Es ist die am häufigsten verwendete Variante, da sie auf realen Zahlen basiert.
Das estimated oder forward KGV verwendet hingegen die erwarteten Gewinne für die kommenden zwölf Monate. Diese Variante ist besonders wichtig bei Unternehmen, die starkes Wachstum oder signifikante Veränderungen erwarten.
Das normalisierte KGV berücksichtigt den durchschnittlichen Gewinn mehrerer Jahre, um Schwankungen auszugleichen. Diese Methode ist besonders bei zyklischen Unternehmen sinnvoll.
Das KGV ist ein wichtiges Instrument zur Bewertung von Aktien, da es einen schnellen Einblick in die Relation zwischen Preis und Gewinn ermöglicht. Ein niedriges KGV deutet grundsätzlich darauf hin, dass eine Aktie im Verhältnis zu ihren Gewinnen günstig bewertet ist. Umgekehrt signalisiert ein hohes KGV, dass Anleger einen hohen Preis im Verhältnis zum aktuellen Gewinn zahlen.
Ein KGV unter 10 gilt traditionell als sehr günstig, kann aber auch auf Probleme oder mangelndes Wachstumspotenzial hinweisen. Ein KGV zwischen 10 und 15 wird oft als moderat bewertet und ist typisch für reife, stabile Unternehmen. Ein KGV zwischen 15 und 25 ist häufig bei Wachstumsunternehmen zu finden. KGVs über 25 deuten auf hohe Wachstumserwartungen hin, bergen aber auch erhöhte Risiken.
Ein wesentlicher Aspekt bei der Interpretation des KGV ist die Branchenzugehörigkeit des Unternehmens. Verschiedene Branchen weisen typischerweise unterschiedliche KGV-Niveaus auf.
Technologiesektor: Oft KGVs von 20-40 oder höher, da hohe Wachstumsraten erwartet werden Banken und Versicherungen: Niedrigere KGVs zwischen 8-15 Versorger: Meist moderate KGVs zwischen 12-18 Einzelhandel: Häufig KGVs zwischen 15-25 Biotechnologie: Kann sehr hohe KGVs aufweisen, teilweise über 50
Das erwartete Wachstum eines Unternehmens spielt eine zentrale Rolle bei der Bewertung des KGV. Ein höheres KGV kann durchaus gerechtfertigt sein, wenn ein Unternehmen starkes Wachstum verspricht.